Reisetagebuch Herbst 1997

Freitag, 26.9.1997

In meiner Kabine habe ich sehr gut geschlafen. Ich habe noch nicht einmal gemerkt, daß wir um 4:45 Uhr Florø angelaufen haben und uns um 6:45 Uhr, als ich wach wurde, bereits wieder auf See befanden. Eigentlich wollte ich noch weiterschlafen, schließlich habe ich Urlaub. Doch nach einem Blick aus dem Kabinenfenster war diese Idee sofort vergessen! Draußen ist gerade ein großer Felsen zu sehen und es gibt einen tollen Ausblick auf die norwegische Küstenlandschaft. Also raus aus den Federn, unter die Dusche und dann an Deck um den Halt in Måløy um 7:30 Uhr zu erleben.
Der Ort scheint noch zu schlafen. Im Hafen erwarten ein paar Arbeiter die Lofoten. Rasch werden ein paar Paletten mit dem Kran verladen, ein paar Leute steigen ein und aus, noch eine Abschiedsszene vor dem Schiff und weiter geht die Fahrt in Richtung Norden.
Es sind jetzt so etwa 25 bis 30 Passagiere an Bord. Es gibt ein ausgiebiges Frühstück im Restaurant. Dort ist, wie jeden Morgen, ein skandinavisches Buffet aufgebaut.
Dann kommt mir so die Idee Brigitte im Büro anzurufen und zu erzählen, daß ich gerade auf der auch von ihr so geliebten Lofoten bin und nordwärts fahre. Sie bricht in Begeisterung aus. Heute arbeitet sie bestimmt nichts mehr...
Nachdem Frühstück gibt es gleich den nächsten Halt von 10:45 bis 11:00 Uhr in Torvik.
 

Ankunft in Torvik

M/S Lofoten in Torvik

Als nächstes landen wir in Ålesund. Hier haben wir drei Stunden, von 12:00 bis 15:00 Uhr Aufenthalt und man kann sich in Ruhe die Stadt anschauen. Da ich nun das Mittagessen an Bord versäume kaufe ich mir in einer Bäckerei zwei belegte Hörnchen. Das Wetter ist kühl und bedeckt, aber trocken.
Weiter geht die Seereise nach Molde. Wir kommen um 18:30 Uhr an und haben wenigstens für einen kurzen Bummel Zeit. Molde ist bekannt als Rosenstadt und für seine Jazzfestivals.
Nach dem Ablegen gibt es Abendessen im Schiffsrestaurant. Das Abendessen ist ein dreigängiges Menue. Während des Abendessens lerne ich Vidar, einen norwegischen Fischer, und Martin ein Engländer, kennen. Danach setzen wir uns noch gemütlich im Salon zusammen und trinken eine Runde Bier. Dann noch eine und...  Nunja... Wir kommen gegen 22:00 Uhr in Kristiansund  an. Vidar, der aus Ålesund kommt, hat uns inzwischen davon überzeugt, daß wir unbedingt eine seiner Stammkneipen, das "Tropicana" kennenlernen müssen. Er bestellt ein Taxi und wir fahren los. Inzwischen sind wir zu viert, der russische Maler Viktor, von dem auch ein schönes Bild (M/S Lofoten in Nordnorwegen) im Schiff hängt, hat sich zu uns gesellt. Leider ist das "Tropicana" geschlossen und wir landen in einem "Irish Pub". Das ist auch ok, es gibt noch zwei Runden Bier. Vidar kennt hier jeden, es ist viel los und er hat wohl auch viel Freude daran seine internationale Gruppe hier vorzustellen. Wir gehören für eine halbe Stunde einfach dazu und haben viel Spaß. Dann bringt uns das Taxi wieder zurück zum Schiff. Ausruf eines anderen deutschen Passagiers: "Oh Nein! Die lassen sich mit dem Taxi zur Kneipe fahren!!!"
Das Schiff legt ab, gleitet wieder hinaus auf das schwarze Meer und wir in den Salon und trinken unsere letzte Runde.

Ålesund

Avgang klokken 15!

Restaurant  auf der M/S Lofoten

Salon

Samstag, 27.9.1997

Ich wache auf... oder so ähnlich.
Nun, es ist 8:30 Uhr. Das Schiff steht ganz still. Das ist auch gut so. Wir sind seit 6:00 Uhr in Trondheim.
Aufstehen, Duschen, Kopfschmerztabletten, frische Luft. Ich gehe an Land. Das Schiff wird erst um 12:00 Uhr weiterfahren.
Das Wetter ist super. Blauer Himmel, Sonne aber im Schatten ist es kühl, vielleicht so 12 bis 15°C. Ich erhole mich langsam wieder.
Irgendwie brauche ich jetzt etwas salziges. Bei "Burger King" gibt es Hamburger und Pommes Frites und Kaffee. Es geht immer besser.
Meinem Geldbeutel geht es auch wieder besser nachdem ich bei einer Minibank (Geldautomat) 2000,- NOK geholt habe. Der letzte Abend war gar nicht so billig, Ein Bier kostet so ca. 11,- DM.
Dann gibt es eine lange Fahrt entlang der Küste. Ich halte mich viel auf dem Deck auf und bewundere die Landschaft. Meistens fährt die Lofoten direkt an der Küste entlang oder durch eine Ansammlung von Inseln durch. Es ist immer wieder spannend zu raten wo das Schiff nun durch die Inseln durchpassen könnte. Manchmal sind die Felsen nur wenige Meter von der Schiffswand entfernt. Hoffentlich kennen die alle Felsen...
Der nächste Hafen ist Rørvik um ca. 21:00 Uhr. Wir haben eine halbe Stunde Aufenthalt, genug um das neben uns liegende Hurtigrutenschiff  "M/S Narvik" zu inspizieren. Es ist ein Schiff der mittleren Generation, 1982 gebaut. Die "Narvik"  ist deutlich größer als die "Lofoten". Sie ist auch recht schön, aber mich begeistert das traditionelle Schiff einfach noch mehr. Die Lofoten ist einfach ein gemütliches Schiff und kein schwimmendes Hotel. Es gibt tolle Salons alles ist überschaubar und man lernt irgendwie jeden kennen.
Nach dem Ablegen bleibe ich noch eine Weile an Deck, es ist ja mein letzter Abend auf diesem Schiff.

Hier geht es zur Brücke

Brücke


 

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Sonntag, 28.9.1997

Als ich gegen 6:00 Uhr aufwache stehen wir gerade im Hafen von Nesna. Brønnøysund um 1:00 Uhr und Sandnessjøen um 4:15 Uhr habe ich verschlafen. Ich klettere schnell aus dem Bett ziehe mir was über und gehe an Deck um Nesna bei fast Nacht zu bewundern. Es ist ein kleiner Ort, in dem ich vor ein paar Jahren schon mal mit dem Bus auf dem Campingplatz war. Soll ich jetzt nochmal schlafen gehen? An meinem letzten Tag an Bord? Nein, lieber unter die Dusche und richtig anziehen. Etwa um 7:40 Uhr überqueren wir den Polarkreis. Der nächste Hafen ist Ørnes um 9:30 Uhr und gegen 12:30 erreichen wir Bodø, das Ziel meiner kleinen Seereise. Warum habe ich bloß nicht wenigstens bis Tromsø gebucht?

Ankunft in Bodø

Abschied von der M/S Lofoten
 

Der Werbeslogan der Hurtigrute lautet: "Die schönste Seereise  der Welt". Ich glaube das stimmt. Ich nehme mir vor in den nächsten Jahren die restliche Strecke bis Kirkenes auch noch kennenlernen zu wollen, am Besten die gesamte Strecke, hin- und zurück in elf Tagen.
Doch dann stellt sich die große Frage: Was fängt man mit dem restlichen Nachmittag in Bodø an? Martin, der schon erwähnte Engländer, der hier auch von Bord geht hat das selbe Problem, aber er hat auf jeden Fall schon eine Übernachtungsmöglichkeit. Wo es ein Zimmer gibt, gibt es vielleicht auch zwei und so kommen wir in eine kleine Pension, "Midnattsol Gestegård". Es gibt für mich ein gemütliches kleines Zimmer mit Fernseher, Dusche und WC.
Doch was  tun in Bodø? Ich schlage das Luftfahrtmuseum vor. Dieses Museum begeistert jeden, der Flugzeuge interessant findet. Es ist im Stil einer Luftschraube gebaut und enthält einen Teil über zivile und einen über militärische Luftfahrt. Es gibt Flugzeuge zu bestaunen und alles was so zur Fliegerei gehört. Es interessiert uns so sehr, daß wir nicht merken  wie das Museum geschlossen wird. Wir werden durch den Personalausgang rausgelassen.
Danach gehen wir noch gemeinsam  Abendessen und zum Bahnhof, Züge besichtigen, denn Martin ist ein Eisenbahnfan.

Nun sitze ich wieder in meinem Zimmer im  "Midnattsol" und mir gehen die Erlebnisse auf der "Lofoten" noch einmal durch den Kopf. Ich bin total von dieser Reise fasziniert. Das alte Schiff hat eine ganz tolle, eigene Atmoshphäre. Es ist eigentlich nicht mit den neueren, viel vornehmeren Schiffen vergleichbar. Die  Inneneinrichtung besteht aus viel Holz und Messing,. Es gibt Sofas und Sessel in den Salons im Stil der 60er Jahre. Es brummt und vibriert und man mekt so richtig daß man hier auf einem Schiff reist, einem traditionellen Hurtigrutenschiff das noch mehr als Transportmittel als als Touristenschiff gedacht war. Es ist nicht so groß, man verläuft sich nicht , trifft jeden wieder und lernt Leute kennen. Man kann oben neben der Brücke stehen. Meistens ist sowieso die Tür offen und  man kann zuschauen was der Kapitän und seine Leute so machen. Zu Essen gibt es reichlich und gut: Morgens und mittags Buffet und Abends, außer am ersten, Menue.
Es macht Spaß zuzuschauen wie in den Häfen plötzlich Aktivitäten ausbrechen und alle möglichen Dinge mit dem Kran verladen werden. Neue Passagiere kommen an Bord, andere verlassen das Schiff.

Ich lege mich schlafen, morgen geht es weiter...

Montag, 29.9.1997

Gut geschlafen, geduscht, gefrühstückt. Was fängt man mit einem halbenTag in Bodø an? Auf dem Weg in die Stadt komme ich zum Bahnhof. Hier kann man das Gepäck in ein Schließfach stopfen. Martin hat sich gleich nach dem Frühstück verabschiedet, er fährt mit der Bahn nach Südnorwegen. Ich beginne die kleine Stadtbesichtigung mit einm Hafenrundgang, dann gibt es Mittagessen. Eigentlich müßte doch jetzt wieder ein Hurtigrutenschiff einlaufen! Mal sehen... Die  Vesterålen", ein Schiff der mittleren Generation, kommt. Ein paar Fotos davon können nicht schaden und ein Rundgang durch dieses Schiff ist auch interessant. Die "M/S Vesterålen" sieht so ähnlich aus wie die "M/S Narvik", die ich vor ein paar Tagen besichtigt habe. Sie ist auch ein Schiff der mittleren Generation.

M/S Vesterålen - Hurtigrutenschiff der mittleren Generation

Bodø Bahnhof

Dann hole ich mein Gepäck vom Bahnhof und fahre mit dem Bus zum Flughafen. Ticket kaufen und bald geht der Flug los. Eine 737 bringt mich in zweieinhalb Stunden mit einem Zwischenstop in Trondheim zurück nach Bergen. Zweieinhalb Stunden... für eine Strecke für die das Schiff zweieinhalb Tage gebraucht hat. Fliegen ist eine schnelle, aber ungemütliche  Art zu reisen. Manchmal geht es nicht anders, ich mag es einfach nicht so besonders. Der Flug war ansonsten nicht so toll, das lag am Wetter. Nur bei den Starts und Landungen war etwas von der Landschaft zu sehen, dazwischen nur weiße Wolken unten, blauer Himmel oben, wie überall auf der Welt.

Vogel (737) nach Bergen

Auf dem Parkplatz steht mein VW-Bus, genau wie ich ihn am Donnerstag verlassen habe. Ich fahre wieder auf den Campingplatz in Lone. Es ist diesmal tatsächlich noch ein weiteres Wohnmobil hier und ein paar Hütten scheinen auch bewohnt zu sein. Erstaunlich. Leider hat sich das Wetter verschlechtert, alles ist naß. Ob das in den nächsten Tagen so bleibt?

20 km

Dienstag, 30.9.1997

Ich fahre ein kurzes Stück zurück auf der E16, dann weiter auf der R7 über Norheimsund und Ålvik nach Kvandal. Die Fähre kommt genau im richtigen Moment an. Eigentlich will ich nach Kinsarvik, aber die Fähre fährt nur bis nach Utne, was normalerweise ein Zwischenstop ist. Das macht aber eigentlich auch nichts, dann fahre ich halt auf der R550 nach Odda. Hier werden Vorräte gebunkert, mein Kühlschrank ist leer. Dann geht es weiter, wieder durch das Røldalsfjellet über Røldal ins Haukelifjell. Da ich nicht die selbe Strecke zurückfahren will, fahre ich in Haukeligrend geradeaus weiter und komme am Abend auf einem recht schönen Campingplatz in  Åmot in der Telemark an. Inzwischen ist die Natur noch viel bunter geworden. Gelb und Braun und noch ein bischen Grün sind die Hauptfarben. Das Wetter war entgegen meinen Befürchtungen den ganzen Tag über gut.

276 km

Herbstlandschaft
 

Mittwoch, 1.10.1997

Es sieht trüb aus und fängt an zu regnen. Heute gibt es eine Fahrt durch die Telemark. Von Åmot aus auf der R38 über Dalen (Berg runter/rauf) und Drangedal nach Kragerø. Kragerø ist ein recht schöner Ort, den man sich mal ohne Regen anschauen sollte. Die Fahrt hierher führte durch einen herbstlichen Wald. Gelbe und braune Blätter, Wind, Blätter auf der Straße und immer wieder Regen. Kragerø liegt direkt an der Skagerak-Küste so etwa auf der halben Strecke zwischen Kristiansand und Oslo. Wieder regnet es und ich beschließe in Richtung Kristiansand weiterzufahren.
Plötzlich klingelt mein Mobiltelefon. Patrick meldet sich aus USA, wo er gerade mit Annja Urlaub macht, und berichtet, daß er sich soeben einen Start des Spaceshuttle angeschaut hat. Die moderne Kommunikationstechnik ist schon toll!
Und dann geschieht es. Unerwarteterweise sehe ich ein Stück blauen Himmel voraus und es wird immer blauer! Ich bleibe auf einem Campingplatz bei Risør, den ich mal wieder alleine bewohne. Jetzt noch Abendessen machen und ein bischen Amateurfunkbetrieb auf Kurzwelle., das war es für heute.
Draußen ist es sehr, sehr dunkel. Kein Ort unmittelbar in der Nähe, keine Beleuchtung auf dem Platz. Der Himmel ist kristallklar. Unendlich viele Sterne sind zu sehen. Es wird richtig kalt. Gut, daß ich eine Heizung im Bus habe.

240 km

Donnerstag, 2. 10.1997

Das Wetter ist wieder zufriedenstellend. Blauer Himmel, Sonne. Da ich heute nicht viel vor habe wird es 12:00 Uhr bis ich vom Campingplatz wegkomme. Mein erstes Ziel ist Arendal. Mit etwas Mühe finde ich im Zentrum von Arendal einen Parkplatz und mache mich auf den Weg, den Ort zu erkunden. In einer Buchhandlung entdecke ich ein Buch über die Hurtigrute, das ich natürlich haben muß, schließlich bin ich auf dieser Reise zum Hurtigrutenfan geworden. Bei immer noch sonnigem Wetter fahre ich weiter nach Kristiansand, finde wieder mit Mühe einen Parkplatz und schaue mich ein wenig um. Zum Einkaufen fahre ich dann noch in das "Sørlandssenter", ein großes Einkaufszentrum. Nach den diversen Einkäufen geht es weiter auf den Campingplatz "Dvergsnestangen" bei Kristiansand auf dem immerhin noch zwei andere Wohnmobile sind. Der Platz liegt direkt am Skagerak. Die Sonne ist gerade untergegangen und ich schaue mir bestimmt noch eine Stunde lang das Meer und die vielen Inselchen an, die hier der Küste vorgelagert sind. Eine überwältigende Stimmung.

149 km

Freitag, 3.10.1997

Schrecklich! Früh aufstehen! 5:30 Uhr!
Aber was soll man machen? Um 7:15 ist in Kristiansand Verladezeit auf der Fähre, um 8:15 soll es losgehen über das Skagerak zurück nach Dänemark. Pünktlich startet die "M/S Skagen" mit mir und meinem VW-Bus in Richtung Süden. Die andere Richtung ist mir irgendwie lieber. Das Wetter ist immer noch gut und ich kann lange auf Deck bleiben und zusehen wie Norwegen langsam verschwindet. Dann gibt es Frühstücksbuffet. Die Fähre ist fast überfüllt. Unheimlich viele Leute. Ob es hier wohl Herbstferien gegeben hat? Irgendwie schlage ich mich doch zum Buffet durch und komme so zu meinem Frühstück. Danach verschwinde ich wieder auf das Deck, alles andere ist überfüllt. Gegen 12:45 kommen wir in Hirtshals an. Ich fahre durch Dänemark, in Flensburg über die Grenze nach Deutschland und bleibe wieder in Nortorf bei Neumünster auf dem Campingplatz "Ritzebüttel". Das Abendessen im Restaurant des Hotels war wieder vorzüglich.

471 km

Samstag, 4. 10.1997

Ohne besondere Vorkommnisse gibt es eine langweilige Heimfahrt nach Frankfurt / Main. Gegen 19:00 komme ich zu Hause an.

566 km

Kilometerstand jetzt: 281067, Gesamtfahrstrecke: 3341 km.
 

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