Reisetagebuch Sommer 1998

Montag, 6. Juli 1998

Ich wache auf. Eben bin ich quer durch das Bett gerutscht. Was geschieht hier??? Irgendwie schaukelt alles ganz toll. Ein Blick durch das Bullauge: Der Himmel ist bedeckt, das Meer tobt! Hohe Wellen, das Schiff schaukelt um mehr Achsen als ich je einem Schiff zugetraut hätte. Aufstehen, Duschen. Duschen ist gar nicht so einfach! Ich habe noch nie eine Dusche erlebt, die sich so wild bewegt hat! Dann erwischt mich voll die Seekrankheit... Ich lege mich wieder hin, nehme ein Mittel, das gegen Seekrankheit angeblich helfen soll. Es geht mir besser. Eigentlich ist jetzt Frühstückszeit. Ich gehe zum Speisesaal. Nein, doch lieber nicht. Ich sitze im Salon. Schaue aus dem Fenster auf den Horizont. Das beruhigt etwas. Kurz auf Deck: So habe ich das Meer noch nie erlebt. Es sieht gefährlich aus! Wie war das mit dem Tanzboden?

Der Gong zum Mittagessen! Diesmal schaffe ich es bis in den Speisesaal. Es ist nur ein kleines Buffet aufgebaut, es ist sowieso fast keiner da. Ab und zu kracht und klirrt es aus der Küche. Schon wieder 10 Teller durch die Gegend geflogen. Ich nehme mir zwei Stück Brot und etwas Orangensaft. Jemand ruft mir zu: "Nimm bloß kein Glas! Tassen bleiben besser stehen!". Und wieder scheppert es. Frank, dem das ganze überhaupt nichts ausmacht, bemerkt nur: "Hoffentlich haben die genug Geschirr dabei..." Klirr! Schepper! Ich esse zwei Scheiben Brot. Das hätte ich mir sparen können, es ist wenige Minuten später bei den Fischen...
Den meisten geht es wie mir, manchen noch schlechter.

Eine Gruppe Engländer sitzt putz munter im Salon und ein weiterer, der dazukommt und gerade quer durch den Salon segelt, bemerkt nur "I paid for this!".
Eine ältere englische Lady, die voll über Herbert, der in einem Sessel sitzt, fällt,  bemerkt dazu: "Don't think the wrong thing if I am coming over you!".
Ein weiterer, nach seinem Befinden befragt, antwortet: "I survived!".

Es macht sich das Gerücht breit, daß sich das Wetter bessern soll, wenn wir an Bjørnøa (Bäreninsel) vorbei sind. Alle hoffen, daß das stimmt. Gegen Abend wird das Wetter tatsächlich besser. Ganz plötzlich geht es mir wieder gut und ich habe einen riesigen Hunger. Es gibt Abendessen, Lammbraten. Die Welt ist wieder in Ordnung! Nach dem Essen gibt es einen Diavortrag über die Aktivitäten in Spitzbergen und dann werden uns der Kapitän, der Maschinenchef und der Oberstuart von der Reiseleiterin, die fließend mindestens fünf Sprachen spricht, vorgestellt. Die anderen Passagiere kommen aus ganz Europa und USA. Es gibt zur Begrüßung Champagner und eine große Torte mit der "Nordstjernen" aus Schokolade drauf.

Später gehen wir nochmal auf Deck. Es ist schon spät am Abend aber hier wird es ja im Sommer nicht dunkel. Es ist natürlich immer noch kein Land zu sehen, wir sind mitten auf dem Eismeer. Da entdecken wir zwei Eisberge. Einer ist recht groß, aber weit weg, ein zweiter, viel kleiner, ist recht nahe bei uns. Er schimmert ganz blau..

Ein Rundgang duch das Schiff:

Kabine Nr. 207

Kabine Nr. 207, einigermaßen aufgeräumt
 

Ein gemütliches Restaurant mit gutem Essen

Mmmmh!

Die Cafeteria

Der vordere Salon mit Originalschnitzerei von Gauguin jr.

Seepferd im Treppenhaus - auch von Gauguin, wie vieles hier im Schiff

Der blaue Salon

Die Bar - Die Uhr zeigt 1:10 - NACHTS!

Die Brücke: Eisbär? Eisschollen? Eistorte?
 

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Klaus-Dieter Friedrich (Einige Bilder auf dieser Seite von Herbert Funk)    Datenschutzerklärung