Reisetagebuch Sommer 1999

Dienstag, 29. Juni 1999

Das Wetter war in der "Nacht" furchtbar. Sturm, hohe Wellen, das Schiff tobt. Ich war ziehmlich seekrank und habe mehrere Tüten gefüllt.
Irgendwann bin ich dann aber trotzdem eingeschlafen.
Am "Morgen" liegt das Schiff ganz ruhig vor Anker vor "Ebeltofthamna" (79° 8,723'N, 11° 36,744'E) im Krossfjorden. Nachdem Frühstück wollen wir hier aussteigen und ein bischen wandern. Es gibt hier keinen Ort, einfach nur Strand und Natur.
Zum Glück hat sich das Wetter gebessert. Schwimmwesten werden angelegt und dann geht es mit den "Zodiacs" (Schlauchboote) an Land.
Die Wassertemperatur ist wohl so ca. 4°C, die Luft ist auch nicht viel wärmer.
Es ist sehr interessant. Die arktische Natur ist eindrucksvoll und sehr einsam. Schnee, Schmelzwasser, Eis, Felsen, Kies.
Wir sehen die Stelle an der früher eine Trapperhütte stand, wenige Reste sind noch vorhanden. Es gibt alte Gräber, die heute an der Oberfläche liegen. Der Permafrost hat sie hochgedrückt. Es gibt unheimlich viel Natur. Auf dem Boden blühen vereinzelt kleine Pflanzen, wahrscheinlich Flechten, ich kenne mich damit nicht so gut aus. Man muß aufpassen, daß man nicht versehentlich auf sie tritt. Sie stehen unter strengem Naturschutz. So ein Fleckchen Blüten hat ca. 20 Jahre für seine Entwicklung gebraucht...

Ebeltofthamna

Ausbooten mit "Zodiacs"

Landgang
 

Die Führer sind wegen der Eisbärengefahr bewaffnet

Nach knapp zwei Stunden geht es wieder zurück zum Schiff. Wir fahren wieder hinaus auf das offene Meer. Zum Glück hat sich der Sturm inzwischen gelegt und die Fahrt entlang der Westküste nach Norden ist recht ruhig. Sogar die Sonne läßt sich sehen und es wird etwas wärmer. Es gibt nun auch keinen Nebel mehr und der Anblick dieser arktischen Insel ist einfach großartig.

Das nördlichste Alphorn der Welt!

Dann fahren wir in den Magdalenefjord. Immer noch ist das Wetter toll Blauer Himmel, Sonne. Es gibt unzählige Fotomotive. Dunkelgraue bis schwarze Berge, teilweise schneebedeckt, blaugrünes Meerwasser in dem Eisbrocken, die von den Gletschern abgebrochen sind, schwimmen.
Im letzten Jahr sind wir hier an Land gegangen, doch in diesem Jahr gibt es noch andere Ziele. (79°34,366'N, 10°44,786'E)
Weiter geht es durch den Smeerenburgfjord, vorbei an Danskøya und Amsterdamøya.

Gletscher im Magdalenefjord

Magdalenefjord

Nach dem Abendessen sind wir so gegen 21:00 Uhr im Raudfjord (79°44,442' N, 12°11,135'E). Es geht wieder in die "Zodiacs". Die Fahrt ist etwas länger, es geht bei kaltem Wind über die Wellen. Eiskaltes Wasser spritzt hoch und wir hoffen, daß unsere Kleidung einigermaßen dicht ist. Die Wassertemperatur  liegt bestimmt nicht über 4°C. An Land angekommen wandern wir entlang der Küste und sehen ein Camp, das hier für eine Trackinggruppe eingerichtet worden ist. Wir erfahren, daß es hier vor zwei Tagen Eisbärenbesuch gab, die Bären konnten aber vertrieben werden. Die nächste Ortschaft (Ny Ålesund) ist nun ca. 100 km entfernt.
Weiter gehen wir entlang des Strands und des Richardvatnets (See) zu einer alten Trapperhütte, der "Raudfjordhytta".
Hier lebte Anfang dieses Jahrhunderts der Trapper Erik Mattilsa aus Tromsø. Als sein Boot vom Eis zerdrückt wurde verstarb er aus Kummer und wegen Skorbut.
In der Nähe gibt es auch noch Gräber, manche 300 Jahre alt. Der Permafrost hat auch hier die Särge teilweise an die Oberfläche gebracht.

Das Wetter verschlechtert sich wieder etwas. Es nieselt und ist windig. Es gibt eine etwas feuchte Rückfahrt mit den "Zodiacs" zum Schiff und ich mache die Feststellung, daß meine Hose wohl doch nicht wasserdicht ist. In der viel zu gut geheizten Schiffskabine trocknet jedoch alles wieder schnell.
In dieser Nacht liegen wir hier im Fjord vor Anker. Es ist eine ruhige Nacht.

Gemütliche Trapperhütte am Raudfjord

Blick nach Norden aus dem Raudfjord. Kein Land mehr bis zum Pol.
 
 

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Klaus-Dieter Friedrich , 26.9.1999    Datenschutzerklärung