Reisetagebuch Sommer 1999

Mittwoch, 30. Juni 1999

Als uns der Wecker um 7:15 aus den Federn reißt sind wir bereits wieder in voller Fahrt nach Nordosten.
Nach dem Frühstück erreichen wir so gegen 9:00 die Moffen-Insel (80°0,380'N, 14°28,331'E). Dies ist zugleich der nördlichste Punkt dieser Reise. Wir haben diesmal den 80. Breitengrad wirklich überschritten und das wird mit Sekt begossen! Auf der Moffen-Insel, an die wir nur auf 300m heranfahren dürfen, liegen ca. 30 bis 50 Waalrosse eng aneinander faul in der Gegend herum. Es ist interessant anzusehen, wie sich diese bis zu 1000 kg schweren Tiere aus dem Wasser schleppen.
Das Wetter ist toll und wir beobachten die Tiere eine ganze Weile mit Ferngläsern

Der 80. Breitengrad ist erreicht! 3334 km nördlich Frankfurt.

Dann geht es wieder zurück nach Westen und ein bischen nach Süden in den Smeerenburgfjord zum Smeerenburgbreen (79°37,896'N, 11°25,881'E).
Das Wetter ist in Bestform: Sonne, blauer Himmel und nur ein paar wenige weiße Wolken. Nachdem das Schiff steht ist kein Wind mehr fühlbar. Der Gletscher ist überwältigend, weißes und blaugrünes Eis. Viele Eisbrocken schwimmen im glitzernden Wasser. Einer der schweizer Passagiere spielt Alphorn.
Eine einmalige Stimmung!

Zum Smeerenburgfjord

Smeerenburggletscher

Dann folgt eine längere Fahrt entlang der Westküste in den Kongsfjorden nach Ny Ålesund. Der Ort ist uns bereits vom letzten Jahr bekannt, aber eine "Stadt"-Führung ist immer interessant. Ny Ålesund ist die nördlichste Ansiedlung der Welt und hat so ca. 100 Einwohner, jedenfalls im Sommer. Im Winter sind es wohl deutlich weniger. Früher wurde hier Kohlebergbau betrieben, der aber nach einem schweren Grubenunglück eingestellt wurde. Heute sind hier zahlreiche Forschungsinstitute tätig.
Wir inspizieren Amundsens und Nobiles Luftschiffankermast und laufen noch ein bischen im Ort rum. Das Museum ist nicht allzu groß und schnell besichtigt.
Als echter Tourist braucht man natürlich noch ein Souvenir, das man im nörlichsten Laden der Welt, der "Kongsfjordbuttiken" kaufen kann. Es gibt ein rotes Sweatshirt mit Aufdruck "Ny Ålesund". Hier gibt es auch das nördlichste Postamt der Welt. Im nörlichsten Cafe der Welt gibt es noch schnell ein Bier. (78°55,722'N, 11°56,187'E)

Ny Ålesund

Das nördlichste Postamt der Welt

Ein Bier für mich im nördlichsten Café der Welt!

Dann geht es weiter mit dem Schiff auf die andere Seite des Fjords nach Blomstrand (78°59,994'N, 12°2,223'E). Wieder geht es in die Zodiacs. Diese Ecke ist total kahl. Es wächst NICHTS! Deswegen "Blomstrand"? (Später habe ich erfahren, daß der Erste, der hier gelandet ist, "Blomstrand" hieß.) Wir wandern etwas entlang des Wassers und finden tatsächlich einige, ganz wenige kleine Blumen. Sie sind sehr kostbar. Sicherlich haben sie ca. 20 Jahre zum Wachsen gebraucht.
Dann können wir hier noch das Lager der Tracking-Gruppe besichtigen, die jetzt das Schiff verlassen und hier für drei Tage bleiben wird.
Dann geht es weiter mit dem Schiff zurück, morgen werden wir wieder in Longyearbyen sein.
 

Blomstrand

Wer kommt mit schwimmen? Das Wasser hat vier Grad!

Wegen diesen Blumen heisst es nicht "Blomstrand"!

Donnerstag, 1. Juli 1999

Bevor wir in Longyearbyen ankommen dürfen wir noch etwas ausschlafen. Statt des Frühstücks um 8:00 gesteht uns Anna-Lena, die strenge Chefin dieser Expedition, einen Brunch um 10:00 zu. Doch vorher fahren wir ganz dicht an Grumantbyen und Colesbukta vorbei. Dies ist eine stillgelegte und verlassene russische Kohlegrube mit Verladeeinrichtung. Man kann die teilweise verfallenen Häuser gut vom Schiff aus sehen und fotografieren.

Gegen 11:00 landen wir wieder in Longyearbyen und unsere kleine See-Expedition ist zu Ende. Es folgt Einchecken im "Svalbard-Polar-Hotel" und eine Besichtigungsfahrt mit einem Bus. Ich bin, wie nach der Tour im letzten Jahr, hundemüde und penne erst einmal zwei Stunden vor dem gemeinsamen Abendessen.
Ein kleiner Abendspaziergang führt uns noch einmal zum Kai. Hier kommt gerade die "M/S Nordstjernen" an, die wir ja schon in Tromsø gesehen haben.
Wir treffen sogar die Reiseleiterin vom letzten Jahr wieder.

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Klaus-Dieter Friedrich , 26.9.1999    Datenschutzerklärung