Samstag, 3. Juli 1999
Der Tag beginnt mit früh aufstehen, nämlich
schon um 8:00! Dann gibt es erst einmal ein ordentliches Frühstück
in der ehemaligen Bergwerkskantine, dem heutigen Speisesaal des Gästehauses.
Heute soll der Tag sein, an dem wir entscheiden ob wir wieder nach Frankfurt
zurückfahren oder uns als Bergleute in der Grube 7 oder in Sveagruva
verpflichten wollen.
Doch so eine Entscheidung muß gut vorbereitet
werden und wir beschließen das Angebot von "Svalbard Wildlife A/S"
anzunehmen und erst mal die stillgelegte Grube 3 zu besichtigen. Das ist
sehr interessant. Zuerst werden wir eingekleidet. Wir erhalten "Lompen",
so eine Art Overall. Da der mir überhaupt nicht gepaßt hat wird
es leider nichts aus meiner Zukunft als Bergmann in Svea. Der Helm mit
Lampe, der Gürtel mit Akku und Notfall-Gasmaske passen schon besser.
Ich beschließe mich einfach nicht so dreckig zu machen, ein schwieriger
Vorsatz.
Dann marschieren wir ca. 500 m weit in den Berg
hinein. Unterwegs gab es viel zu bestaunen: Stützen, die Grubenbahn
Werkzeuge. Die Führung ist sehr gut, wir sind gerade fünf Besucher
und der Führer kann viel erzählen. Die Kohleschicht ist ca. 50
bis 80 cm dick. Wir lernen die Abbau- und Fördertechniken kennen.
Wer will kann in einen ca. 80 cm hohen "Strossa" (die Kohleschicht)
kriechen in dem hier gearbeitet wurde. So ein "Strossa" ist bis zu 200
m lang! Wirklich harte Arbeitsbedingungen. Herbert kriecht hinein, kann
aber leider die Bohrmaschine nicht hochheben, was seine Zukunft als Bergmann
leider auch ausschließt.
Wir werden also am Montag nach Tromsø
zurückfliegen.
Nach der anstrengenden Schicht im Bergwerk gehen wir wieder ins "Cafe Busen" im "Lompen Senteret" (den Namen verstehen wir jetzt auch) um uns zu stärken.
Für den Nachmittag ist Amateurfunkbetrieb
vorgesehen, schließlich habe ich ja eine komplette Ausrüstung
(Funkgerät, Akku, Ladegerät, Antenne) dabei.
Dazu fahren wir wieder hinaus in das Adventdalen und suchen uns eine
Stelle aus, die in Richtung Süden (Deutschland) einigermaßen
frei ist. Ich baue eine Groundplane-Antenne auf, die ca. 4,90 m hoch ist
und aus Antennenstäben aus Armeebeständen besteht. Mit ca. 50
Watt aus meinem "Kenwood TS-50" , gespeist aus einem 10 Ah-Akku, mache
ich ca. eine Stunde Funkbetrieb im 14 MHz-Band. Das Rufzeichen "JW/DL2FCQ"
hilft natürlich auch, denn Svalbard (JW) ist selten.
Ich habe 23 Funkverbindungen, nicht nur nach Deutschland sondern quer
durch Europa, USA und Japan.
Besonders interessant ist das Gespräch mit Jörg (JW/DL3NRV).
Er ist nur wenige Kilometer entfernt, auch im Adventdalen, und sitzt in
der Forschungsradarstation "SOUSY" des Max-Planck-Instituts für Aeronomie.
Er läd uns zu einem Besuch der Station ein.
Der Besuch bei Jörg ist hochinteressant für uns. Ca. 350 Yagi-Antennen
senden im 50-MHz-Band mit einer Spitzenlöeistung bis 100 kW Pulse
senkrecht hoch oder in verschiedenen Winkeln schräg. Die in 50 bis
200 km Höhe reflektierten Signale geben Auskunft über die Atmosphäre
und den Wind in diesen Höhen.
Jörg berichtet auch über seine Erfahrungen in Longyearbyen
und Umgebung. Es ist sehr interessant für uns.
Schon wieder Hunger! Ab in das von gestern bekannte "Kroa"! Herbert
bekommt ein ordentliches Steak und ich eine Pizza.
Wir treffen auch einen der Führer von unserer Schiffstour wieder.
Er bestätigt auch das, was wir heute morgen schon gehört haben:
Ein junger Eisbär hat in ca. 3 km Entfernung von hier einige Hütten
aufgebrochen und Futter gesucht. Möglicherweise hält er sich
jetzt im Adventdalen auf. Die Vorsichtsmaßnahmen (Auto startbereit
halten, zur Straße ausrichten und Gegend beobachten) während
des Funkbetriebs heue nachmittag waren also durchaus angebracht gewesen.
Zum Glück mußte der Bär auf uns als Abendessen verzichten...
JW/DL2FCQ - Amateurfunkbetrieb auf Kurzwelle im Adventdalen
Rechts neben dem Auto eine Groundplaneantenne (4,90 m) die zerlegt
in das Fluggepäck paßt
Sonntag, 4. Juli 1999
Leider ist das Wetter etwas mies. Dafür dürfen wir länger
schlafen weil es an Sonntagen bis 11:00 Frühstück gibt.
Was tun?
Da das Museum erst um 13:00 öffnet fahren wir noch etwas spazieren. Longyearbyen schläft noch...
Dann schauen wir uns mit viel Ruhe und Zeit das Museum an, in dem es einiges über das Leben der Trapper, den Kohlebergbau und die Geschichte Longyearbyens zu sehen gibt.. Unter anderem hängt hier auch das Gewehr des unglücklichen Trappers, der sich nicht gegen einen Eisbären verteidigen konnte weil eine Patrone klemmte. Die Reste seiner Hütte haben wir in Ebeltofthamna vor ein paar Tagen gesehen.
Nächste Station: "Cafe Busen", Mittagessen.
Da das Wetter wirklich nicht zu Aktivitäten im Freien lockt besuchen wir die Galerie. Es gibt, wie zu erwarten, viele Bilder. Besonders erwähnenswert ist die Diashow. Die Bilder aus Svalbards wilder Natur sind überwältigend!
Wir überwinden uns doch noch zu einer Aktivität im Freien:
Wir fahren nocheinmal in das Adventdalen und bauen noch einmal die Kurzwellenstation
auf. Es gibt 13 Funkverbindungen kreuz und quer durch Europa im 14 MHz-Band.
Plötzlich bekommen wir Besuch: Es ist Jörg, der auf dem Rückweg
von seiner Radarstation in den Ort uns am Straßenrand stehen und
funken sieht. Nach einer kurzen Unterhaltung beschließen alle daß
es kalt ist und treten die Fahrt nach Longyearbyen an.
Wir landen wieder, wie gewohnt, im "Kroa". Herbert futtert einen Steinbeißer, ich ein Steak.
Dann gibt es noch eine Fototour um Mitternacht. Es ist total hell!
Habt Ihr in Eurem Zimmer was für Dreizehenmöven??
Ein paar Bemerkungen zu Longyearbyen:
(was uns so eingefallen ist...)
Zur Longyearbyen-Bilderseite
(Es sind zu viele für eine normale Seite)
Montag, 5. Juli 1999
Unser letzter Svalbard-Tag!
Nach dem Auschecken im Nybyen-Gjestehus fahren
wir noch einmal an den Hafen und sehen dort noch einmal die "M/S Brand"
liegen.
Dann gibt es noch ein paar Einkäufe in der
"Svalbardbuttiken" (Supermarkt) und einen guten Kuchen im "Cafe Busen"
und los geht es zum Flugplatz.
Um 14:05 starten wir mit einer 737 von "Braathens"
nach Tromsø. Es ist ein ruhiger Flug.
In Tromsø erwarten uns schon Rose-Marie und Hartmut. Wir hatten ihnen von unserer Misere mit dem defekten VW-Bus berichtet und sie haben beschlossen uns in Tromsø abzuholen. Sie sind auch auf einer Norwegenrundreise und sind mal schnell einen kleinen Umweg aus Südnorwegen (so ca. 2000 km, eine Strecke) hierher gefahren um uns abzuholen. Vielen Dank nochmal!
Wir bringen unser Gepäck in das schon bekannte
"Skipperhuset Pensjonat" in der Storgaten, in dem wir ja schon vor einer
Woche übernachtet hatten.
Das Wetter ist schön. Wir ziehen nochmal
zu viert los und unser erstes Ziel ist der Hurtigrutenkai. Hier steht die
"M/S Narvik", ein Hurtigruten-Schiff der mittleren Generation. Auf dem
Schiff gibt es Kaffee und Kuchen. Rechtzeitig vor dem Ablegen verlassen
wir das Schiff wieder und laufen noch ein bischen in Tromsø rum.
Abendessen gibt es wieder im "Skarven Biffhuset": Ein sehr gutes Steak mit Zubehör.
Danach machen wir noch einen Abendspaziergang am Kai. Im "RICA"-Hotel gibt es noch einen Drink in der Bar über dem Hafen und dann ist Schluß für heute.
Tromsø am Abend, Eismeerkathedrale
Die berühmte Brücke
Dienstag, 6. Juli 1999
Rose-Marie und Hartmut holen uns morgens am "Skipperhuset"
ab. Sie haben die Nacht in ihrem Wohnmobil auf dem Campingplatz verbracht.
Über die E8 und dann die E6 fahren wir durch
eine sehr reizvolle Landschaft zurück nach Bardu - Setermoen. Hier
steht unser VW-Bus in der Werkstatt. Der Motor ist repariert und der Bus
wieder fahrbereit.
Weiter geht es bei einigermaßen brauchbarem
Wetter auf der E6 nach Süden bis Ballangen. Der Campingplatz hier
ist uns bestens aus vergangenen Jahren bekannt. (68° 20,359'N, 16°
51,610'E)
Besonders bekannt ist er uns wegen des 1995'er-Soßenkloßes
(Das verstehen aber nur Eingeweihte...).
Mittwoch, 7. Juli 1999
Auf der E6 fahren wir weiter nach Süden und
biegen in Fauske nach Bodø ab. Ab und zu regnet es etwas.
In Bodø lassen wir uns auf dem Campingplatz
nieder. (67° 17,375'N, 14°23,811'E, Hafen)
Abendessen: Steaks vom Grill.
Donnerstag, 8. Juli 1999
Zuerst geht es mal wieder in die Autowerkstatt. Genauer gesagt wir in die VW-Werkstatt und die andern beiden zu Fiat. Wir brauchen so ein Gummiteil für die Ventildeckelentlüftung, das abgerissen ist und jetzt Öl rausläßt und Hartmuts Wohnmobil braucht dringend neue Glühkerzen.
Dann besuchen wir das Luftfahrtmuseum. Das ist das Beste was man bei diesem Sauwetter machen kann. Das Museum ist sehr interessant, jedenfalls wenn man sich für Flugzeuge und Luftfahrt interessiert. Das Gebäude sieht aus wie eine Luftschraube und hat einen zivilen und einen militärischen Teil. Gezeigt wird die Physik und die Entwicklung der Luftfahrt. Es gibt einige Flugzeuge und viele Instrumente und alles was die Fliegerei so braucht.
Nach einer größeren Einkaufsaktion fahren wir wieder auf den Campingplatz in Bodø.
Dort entdecken wir als dicke Schlagzeile in der "VG" daß es auf der "Prinsesse Ragnhild" gebrannt hat und alle Pasagiere evakuiert worden sind. Das interessiert uns insofern besonders, als daß wir auf diesem Schiff die Rückfahrt von Oslo nach Kiel gebucht haben. Nun, lassen wir uns mal überraschen...
Abendessen: Rentier mexikanisch (Eine seltsame Spezialität von mir), Rosenkohl, Klöße.
Freitag, 9. Juli 1999
Erste Aktivität: Ein Anruf bei "Color-Line". Wie kommen wir nach Hause? Wir werden auf die Mittagsfähre am nächsten Donnerstag von Kristiansand nach Hirtshals umgebucht.Dafür erhalten wir die Rückfahrt kostenfrei.
Dann gibt es wieder einen Großeinkauf und
ab geht es über Fauske auf die E6 nach Süden. Am Polarkreis
(Saltfjellet) gibt es Kaffee und Kuchen im Polarkreiszentrum und dann geht
es bei dicken Wolken und Regen weiter auf den Campingplatz in Korgen (66°4,506'N,
13°50,449'E).
Zum Glück regnet es nicht mehr und auch
die Wiese ist nicht all zu naß.
Abendessen: Herberts neue Kreation: Rentier (nicht mexikanisch!) sondern mit Rosinen, Champignons, Rotkohl, Kartoffelklößen und Apfelbrei.
(279 km)