Montag, 13. August 2001
Über "Nacht" (Es war natürlich die ganze Zeit taghell) sind wir um die Nordseite Spitsbergens herumgefahren, haben dabei den 80. Breitengrad überquert und befinden uns nun am nördlichen Ende der Hinlopenstretet vor der Insel Nordauslandet.
An dieser Stelle möchte ich kurz einige geografische Bezeichnungen erklären: In Deutschland bezeichnen wir die gesamte Inselgruppe hier im Norden als "Spitzbergen", die Norweger nennen sie "Svalbard" (bedeutet "Kalte Küste"). Nur die Hauptinsel bezeichnen sie als "Spitsbergen" und um deren nördliches Ende sind wir gerade herumgefahren.
Nach dem Frühstück steigen wir wieder in die Zodiacs und landen in Kinnvika (80° 2.943' N, 18° 13.324' E) am Murchinsonfjorden auf Nordaustlandet. Hier befinden sich die Häuser einer ehemaligen schwedischen Forschungsstation von 1957 (Geophysikalisches Jahr). Sie sind gut erhalten und wir können ein paar davon besichtigen. Es muß eine faszinierende Sache sein in dieser Einsamkeit zu forschen...
Wir schauen uns noch ein wenig in der Gegend um und entdecken eine respekteinfößende, recht frische, Eisbärenspur. Hat der Pranken!
Landung in Kinnvika (Nordaustlandet)
Häuser der ehemaligen schwedischen Forschungsstation
Ein Gruß (oben) aus 1966 an die nächsten Bewohner
Eine übersichtliche Umgebung
Polarfuchsfalle (Die Steine unter dem Holz werden durch zwei Stöckchen
und einen Köder ersetzt)
Zieht ein Fuchs dann am Köder wird er von den Steinen erschlagen.
In Jahrtausenden haben Eis und Frost den Felsen zerstört
Gleich nach dem Mittagessen geht es wieder in die Zodiacs. Die Polar
Star befindet sich noch an der selben Position. Es gibt hier viel zu entdecken.
Unsere nächste Landung soll auf Russøya erfolgen. Dazu gibt
es eine etwas längere Schlauchbootfahrt. Trotz etwa null Grad Wassertemperatur
und nur fünf Grad Lufttemperatur ist die Fahrt mit etwa 35 km/h ein
Riesenspaß!
Wir landen auf der kleinenn Insel Russøya (80°
0.266' N, 18° 8.866' E) und suchen nach Dingen, die die Pomoren
im 18. und 19. Jahrhundert hier hinterlassen haben. Die Pomoren waren ein
russisches Volk, das am Meer lebte und auch hier in dieser extremen Gegend
gut zurecht kam. Wir sehen die Überreste einer Pomorenhütte.
Leider sind nur noch ein paar Balken und Steine übrig. Auf dem höchsten
Hügel befindet sich ein russisch-orthodoxes Kreuz.
Russisch-orthodoxes Kreuz auf Russøya
Reste einer Pomorenhütte auf Russøya
Weiter geht es mit den Zodiacs , unser nächstes Ziel ist Depotøya (79° 59.145' N, 18° 1.877' E). Auf dem Weg dorthin haben wir nun also den 80. Breitengrad im Schlauchboot überquert. Das ist doch auch touristisch wertvoll. Ich habe ihn aber gar nicht gesehen. Auf Depotøya können wir zahlreiche Vögel, unter anderem Raubmöwen, beobachten und machen noch eine Entdeckung: Wir finden einen toten, weitgehend aufgefressenen Eisbären. Es war wohl einer seiner Artgenossen, der ihn so übel zugerichtet haben muß.
Depotøya
Der Permafrost schafft interessante Strukturen am Boden
Einsamer Strand läd zum Baden ein -- Wasser 0°C - Luft +5°C
Treibholz aus Sibirien - Bau- und Brennmaterial und viele Schwimmer von Fischernetzen
Wir fahren zurück zur Polar Star zum Abendessen. Danach gibt es gleich wieder etwas zu sehen: Wir sind weiter in die Hinlopenstretet in Richtung Süden hineingefahren und befinden uns vor dem großen Vogelfelsen "Alkefjellet" (79° 34.788' N, 18° 30.845' E). Mindestens 100.000 Dickschnabellummen nutzen hier jede, noch so kleine, Nische im Felsen zum Brüten. Wohin man schaut: Vögel! In der Luft, auf dem Wassser, überall!
Alkefjellet
Jeder noch so kleine Platz wird zum Brüten genutzt
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