Reisetagebuch Spitzbergen Februar-März 2002

Montag, 25. Februar 2002

Zum Frühsück im Hotel haben wir einen ganz tollen Platz im Restaurant! Man hat eine Aussicht von etwa 300° vom Ortsteil Nybyen über den teilweise zugefrorenen Adventfjorden und den größten Teil von Longyearbyen. Doch gut, dass das Hotel auf einem Hügel liegt, auch wenn man den ab und zu hinauflaufen muß.

Frühstück im Funken-Hotel mit Ausblick auf Longyearbyen

Nach dem Frühstück ziehen wir uns wieder arktisgemäß an und laufen zur Touristinfo und den Tourveranstaltern, schließlich wollen wir ja in den wenigen Tagen möglichst viel unternehmen. Es ist sogar etwas wärmer geworden, wir haben nur noch -10°, Windchill -30°. Für heute Nachmittag buchen wir eine Snowscooterfahrt, um 15:00 soll es losgehen. Also noch genug Zeit etwas Kuchen zu verschlingen und uns im Hotel noch etwas umzuziehen.


 
 

Gabi und Laura

Klaus-Dieter  (vor Funken-Hotel)


 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Herbert

Um 15:00 Uhr finden wir uns bei "Svalbard Safari A/S" ein. Zuerst geht es in das Ausrüstungslager um die Bekleidung zu verbessern. Wenn man nicht gerade so dick ist wie ich bekommt man einen gut wärmeisolierenden Overall. Da ich mir schon gedacht habe dass mir keiner passen wird habe ich schon im Hotel alles angezogen was übereinander passt (Socken, Kniestrümpfe, kurze Unterhose, lange Unterhose, Trainingsanzugshose, dickwattierte Skihose, Unterhemd, Sweatshirt, Fleecepulli, Trainingsanzugsjacke, Parka). Aber auch für mich finden sich noch einige Ausrüstungsgegenstände: Hohe isolierte Stiefel, dicke Handschuhe, Gesichtsmaske, warme Kappe und eine Skibrille. Wenn man bedenkt dass man mit dem Scooter mit 60 bis 80 km/h durch die Gegend fahren kann ist diese Bekleidung bestimmt nicht übertrieben. Man muß während der Fahrt mit Windchill bis unter -50° C rechnen.

Komplett angezogen hält man es drinnen nicht lange aus, draußen ist es auch viel schöner und interessanter. Jeder bekommt einen Snowscooter und unser Guide Stein-Tore erklärt uns wie der Scooter funktioniert und gefahren wird. Ein Snowscooter fährt auf einer Gummikette mit Querstegen die sich unter fast dem ganzen Fahrzeug befindet. Die Kette wird von einem Motor über ein stufenloses Automatikgetriebe angetrieben. An der Vorderseite befindet sich links und rechts jeweils ein stählerner Ski über die gelenkt wird. Die Bedienung ist denkbar einfach, jedenfalls wenn man es geschafft hat den Motor zu starten, was bei einem kalten Motor etwas Mühe bereiten kann. Gestartet wird mit einem Seilstarter (wie beim Rasenmäher), es gibt manchmal auch Elektrostarter. Wichtigstes Bedienungselement ist der Gashebel am rechten Griff. Man braucht nur draufzudrücken, dann kuppelt das Getriebe automatisch ein und man fährt los. Links gibt es einen Hebel mit dem man die Kette abbremsen kann. Außerdem gibt es noch Choke, Lichtschalter, Feststellbremse, Rückwärtsgang, Motorabsteller und einen Schalter für die Beheizung der Handgriffe.

Ganz vorsichtig folgen wir vier unserem Führer in das Adventdalen. Nach einer ersten Pause dort werden wir dann langsam mutiger. Man muß sich erst an so ein seltsames Gefährt gewöhnen, es macht uns allen aber sofort großen Spaß! Dann biegt er ab aus dem Adventdalen in das Todalen (Todalen = Tal Nummer zwei) und wir fahren hinterher den Berg hinauf. Das Fahren wird jetzt etwas anspruchsvoller es geht schräg oder gerade über Hügel und Schneewellen. Bei einer Pause gibt es heisse Limonade und Kekse. Hier zwischen den Bergen ist es ganz einsam. Kein Mensch außer uns weit und breit. Wenn keiner von uns Geräusche verursacht ist es sehr, sehr leise. Kein Vogel, kein Auto, kein Flugzeug - nichts zu hören. Arktische Stille! Die Landschaft und die Einsamkeit faszinieren uns - einfach überwältigend!!!

Erster Halt im Adventdalen

Uns interessiert natürlich auch wofür unser Führer an seinem Scooter einen Anhänger hat und wozu er die Kiste darauf braucht. Wenn man in der Arktis unterwegs ist muß man schon bei kurzen Touren (wir sind insgesamt etwa drei Stunden unterwegs), auch in Ortsnähe, mit Situationen rechnen in denen man Notbiwakieren muß, z.B. bei einem heftigen Wetterumschlag. Deshalb hat er ein Zelt, Schlafsäcke, Verpflegung für einen Tag, ein Satellitentelefon (Iridium), einen Satellitennotsender und Reservebenzin dabei. Auch eine Schaufel und eine Axt fehlen nicht. Besonders interessant finden wir die Frage was man in einer absolut baumlosen Gegend mit einer Axt anfangen kann, aber er sagte dazu dass man eine Axt im Notfall immer gebrauchen kann. Notfalls kann man damit auf das Eis schlagen um zu sehen ob es hält. Ein großkalibriges Gewehr zur Verteidigung gegen einen eventuell angreifenden Eisbären ist sowieso obligatorisch. Bei einer geführten Tour braucht man sich zum Glück nicht selbst um solche Dinge zu bemühen. An die Axt hätten wir bestimmt nicht gedacht...


 
 
 
Pause am Abend (Bilder mit Blitz)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Stein-Tore, unser Guide

 

Es wird langsam dunkler, der Himmel ist dunkelblau und der Vollmond scheint auf die weitgehend schneebedeckten Berge. Die Arktis kann traumhaft schön sein!

Wir fahren weiter durch das Bødalen und Fardalen auf den Longyearbreen (Gletscher). Hier ist der Scooterverkehr schon etwas stärker. Wir beobachten eine Gruppe die ziehmlich halsbrecherisch ausprobiert was ein Scooter und sein Fahrer so aushalten. Ich möchte es lieber nicht ausprobieren...

Vom Gletscher hinunter gibt es eine recht steile Fahrt durch einen vereisten Kanal, ein Erlebnis der besonderen Art. Dann geht es quer durch Longyearbyen. Im Ort gibt es spezielle Wege für Snowscooter. Kein Wunder, denn das sind die Lieblingsfahrzeuge der Einwohner. Ich glaube es gibt hier mehr Scooter als Autos. Das Wetter meint es auch gut mit uns, während unseres Ausflugs ist die Temperatur auf -7° gestiegen und der Windchill liegt bei -25°. Die Fahrtstrecke beträgt ca. 50 km.
 

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Snowscooterfahrern strengt mehr an als man denkt, macht hungrig und müde. Abendessen gibt es im Funkenhotel. Dann gibt es noch eine ganz besondere Nachspeise: Gabi hat einen zypriotischen Weihnachtskuchen mitgebracht, den sie selbst von 35° N (Zypern) nach 78° N (Longyearbyen) transportiert hat. Der Bäcker hat bestimmt nicht geglaubt, dass der Kuchen in der Arktis verspeist wird. Für jeden gibt es ein leckeres Stückchen und dann gehen wir bald nach einem erlebnisreichen Tag schlafen.

Der zypriotische Weihnachtskuchen in der Arktis

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Klaus-Dieter Friedrich , März 2002    Datenschutzerklärung