Samstag, 19. August 2000
Nach dem Frühstück fahren wir so gegen 11:00 Uhr in die "Innenstadt" von Longyearbyen um ein paar Kleinigkeiten wie Briefmarken und Getränke usw. zu kaufen.
Dann fahren wir die andere Straße über
die man Longyearbyen mit dem Auto verlassen kann. Auch diese Straße
führt nur ein paar Kilometer aus dem Ort hinaus, entlang des Adventfjorden
und Isfjorden in das Bjørndalen wo sie endet. Sie ist nicht so bequem
wie die im Adventdalen zu befahren. Es ist sehr, sehr holprig.
Wir sehen zwei grasende Svalbard-Rentiere. Sie
unterscheiden sich von denen, die in Lappland leben: Sie sind kleiner,
haben ein wärmeres Fell und sind gut auf das Leben in der Arktis angepasst.
Ein besonderer Trick der Natur sind die Blutgefäße in ihren
Beinen. Um eine Unterkühlung des Bluts im Winter zu vermeiden sind
die Venen in den Beinen um die Arterien gewickelt und bilden so eine Art
Wärmetauscher.
Im Björndal parken wir das Auto und wollen eine Erkundung zu Fuß
durchführen. Die Gegend ist wahnsinnig reizvoll. Wie schon geübt
beginnt das erst wieder mit Gewehr laden, im Bjørndal könnte
man schon eher auf einen Bären treffen. Das Wetter ist immer noch
genau so wie es sich der Svalbard-Tourist wünscht: Sonnig und mit
+10° C schon fast zu warm. Wir ziehen also los und schauen uns ein
wenig um. Auch hier gibt es keine Wege, man muß den Weg eben selbst
finden und das bereitet uns schon recht schnell ein Problem: Überall
sind Wasserläufe. Den ersten queren wir noch einigermaßen trocken.
Wir stehen am Rand eines Tals in das wir hinabsteigen könnten, aber
schon von hier aus sehen wir ein unendliches Gewirr von Wasserläufen.
Wie soll man da weiterkommen? Ohne ortskundigen Führer sieht das sehr
schwierig aus. So müssen wir unseren Plan aufgeben und fahren zurück
nach Longyearbyen. Natürlich rein zufällig parken wir neben dem
"Cafe Busen", nicht nur weil da der größte Parkplatz ist sondern
weil wir hier Kaffee trinken und Kuchen essen wollen.
Entlang des Advent- und des Isfjorden fahren wir in das Bjørndalen
Bjørndalen
Vor jeder Wanderung wird sicherheitshalber das Gewehr geladen -
aber ich hoffe, dass wir es nie wirklich gegen einen Eisbären
benutzen müssen
Viele Wasserläufe machen dem Wanderer das Leben in dieser weglosen
Gegen schwer
So gestärkt fahren wir wieder in das Adventdalen, diesmal biegen wir jedoch gleich hinter dem Trinkwassersee auf eine Straße nach rechts ab, die zur stillgelegten Kohlegrube Nr. 5 führt. Wir kommen an eine stark vergammelte Holzbrücke. Sollen wir da rüberfahren? Es könnte gehen... Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Besser nicht. Wir lassen das Auto stehen und gehen zu Fuß weiter, uns wird sie wohl aushalten. Zu Fuß macht es eigentlich viel mehr Spaß. Wir beobachten ein Rentier und Vögel mit Nachwuchs ganz aus der Nähe, die sich durch uns gar nicht stören lassen. Wir gehen bis an das Ende der Straße auf der wir keinen Menschen treffen. Nur Natur pur. Jedenfalls bis auf die stillgelegte Grube am Ende der Straße.
Nach etwa zwei Stunden sind wir wieder zurück. und fahren wieder
zurück in den Ort. Abendessen gibt es wieder in einem unserer Lieblingsrestaurants,
im "Kroa". Ich esse ein gutes Steak, Herbert eine Pizza.
Vielleicht sollte ich nun doch das "Kroa" einmal etwas beschreiben,
es ist etwas kurios, aber das ist hier eigentlich fast alles.
Es ist im Bergwerksstil, also passend zu Longyearbyen, eingerichtet.
Das bedeutet viel Holz an Wänden, Boden und Decke. Die Tischbeine
sind eiserne Stützen, die im Bergbau zum Abstützen des Bergs
verwendet werden. An den Wänden hängen Bilder aus den alten Tagen
des Bergbaus. Dazwischen hängen Seehundfelle, auch die runden Holzklötze,
auf denen man sitzt, sind mit Seehundfell überzogen. Das paßt
auch gut zu dieser Gegend, in der früher und auch heute noch Trapper
in einsamen Hütten ihren Lebensstil pflegen und auf die Jagd gehen.
Über der Theke hängt ein Holzrelief, das Lenin, Marx und Engels
zeigt. Die Russen sind nicht weit. In der Ecke steht noch eine Büste
von Lenin - als Barkeeper. Dann gibt es da noch zwei große Gemälde
an der Wand. Das eine zeigt einen Bergmann bei der Arbeit im Stollen und
das andere - die absolute Kuriosität - einen auf der Seite liegenden
Eisbären der aus der Schnautze blutet und eine Blutspur hinter sich
hat. Der scheint gerade erschossen worden zu sein.
Auf der Speisekarte finden sich Pizzas, benannt nach den Kohlegruben
"Gruve 1" bis "Gruve 7", eine mit Wal ist auch dabei. Wal und Seehund sind
auf Spitzbergen auf der Speisekarte übliche Gerichte, Steaks und diverse
gute Fischgerichte gibt es natürlich auch.
Nach dem Abendessen treibt uns die tiefstehende Sonne mit ihrem unglaublich roten Licht wieder hinaus. Diesmal gegen 23:00 Uhr in das Adventdalen. Es ist zeitweise völlig windstill. In den zahlreichen Seen und Wasserläufen spiegeln sich die Berge. Die Farben sind schon fast unwirklich. Die Arktis kann traumhaft schön sein! Fotomotive über Fotomotive!
Gegen halb eins sind wir wieder im Nybyen Gjestehus.
Adventdalen am Abend
Longyearbyens Trinkwassersee "Isdammen" im Adventdalen gegen Mitternacht
Fortsetzung...
(Zurück zur Übersicht )